Das Buch Josua
Thema: „Die Einnahme des versprochenen Landes Kanaan“
Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen!
Josua 24,15 Tweet
Ort und Bedeutung des Buches im Kanon
Das Buch Josua beschreibt die Inbesitznahme des Landes Kanaan durch die Israeliten und damit die Erfüllung der Verheißung, die Gott Jahrhunderte früher den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob gegeben hatte. Das Buch ist benannt nach seiner Hauptperson, dem Nachfolger Moses als Führer des Volkes. Der Name Josua (Jehoschuac) bedeutet “Jahwe ist Heil/Rettung”.
Mit dem Buch Josua beginnt der Kanonteil „Vordere Propheten“ der hebräischen Bibel, der die Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige umfasst. Die Aussage von Jos 1,7-9, dass Josua sich in allen Dingen nach dem Gesetzbuch des Mose richten soll, sehen einige Ausleger als „kanonisches Phänomen“ an. Ein „kanonisches (Abschluss)phänomen“ ist ein Textabschnitt, meist am Anfang oder Ende eines Buches bzw. Kanonabschnittes, der Abschnitte des Kanons abschließt bzw. mit anderen in Beziehung setzt. In diesem Sinne ordnet Jos 1,7ff die nun folgende Geschichte Israels der Tora unter. Der in der Tora angekündigte Segen und Fluch wird sich in der nun folgenden Geschichte Israels verwirklichen.
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Autorschaft und Datierung
Über Autorschaft und Datierung macht das Buch selbst keine Angaben, es handelt sich um ein anonym verfasstes Werk. Was die Datierung betrifft, so werden in der Forschung zwei unterschiedliche Positionen vertreten.
- Die klassische historisch-kritische Position sieht das Buch als Teil des „deuteronomistischen Geschichtswerkes“ und damit aus dem 7. Jh. v.Chr. stammend. Dass das Buch auf älteren Quellen basiert, wird in Betracht gezogen. Dennoch wird davon ausgegangen, dass große Teile der Erzählung fiktiv sind (–> Einleitung in den Pentateuch).
- Die zweite Position geht davon aus, dass das Buch im Großen und Ganzen aus der Zeit stammt, von der es handelt, wobei eine spätere Endredaktion des Materials in Betracht gezogen wird.
Folgende Hinweise auf Authentizität der Ereignisse werden von verschiedenen Auslegern genannt (siehe Richard Hess, Joshua, Tyndale Old Testament Commentary):
- Die Beschreibung der Grenzen Kanaans in Josua 1,4 entspricht dem ägyptischen Verständnis von „Kanaan“ in verschiedenen Quellen aus dem 2. Jtsd. v.Chr. So sind einige Gebiete eingeschlossen, die später nicht mehr als zu Kanaan zugehörig gelten.
- Josua 3,10 listet die Volksgruppen auf, die aus dem Land zu vertrieben sind. Von diesen sind drei speziell mit der Spätbronzezeit (1550–1200 v.Chr.) verknüpft: die Hiwiter, die Perisiter (beides hurritische Volksgruppen) und die Girgaschiter. Auch die Namen der Anakiter Scheschai und Talmai in Josua 15,14 sind hurritische Namen. Ebenso lassen sich einige der in Josua 11 und 12 genannten Namen kanaanäischer Könige in diese Zeit einordnen.
- Auch eine Reihe von Einzelheiten haben typische Parallelen in außerbiblischen Texten aus derselben Zeit, z.B. dass konspirative Treffen im Haus einer Hure stattfanden (2,1–2). Die Liste der Kriegsbeute des Achan (7,21) entspricht von Inhalt und von den Formulierungen her in auffälliger Weise außerbiblischen Texten aus derselben Zeit u.a.
Dafür, dass es eine rückblickende abschließende Gestaltung des Buches gab, sprechen die folgenden Aspekte:
- Das Verhältnis zum Richterbuch (siehe dort).
- Die Formulierung „bis auf diesen Tag“, die im Buch häufiger verwendet wird (z.B. Jos 6,25): Sie stellt eine Verbindung zwischen dem historischem Ereignis und der Gegenwart her. Sie unterstreicht damit die historische Zuverlässigkeit der Erzählung, weist aber gleichzeitig auf eine gewisse historische Distanz hin (rückblickendes Erzählen).
- Dazu kommt ein Quellenverweis auf das „Buch Jaschar“ bzw. „Buch des Gerechten“ in Jos 10,13.
Historische Fragen
Was die genaue Datierung der Einnahme Kanaans betrifft, werden in der Wissenschaft zwei unterschiedliche Termine vertreten: entweder um 1400 v.Chr., basierend auf einem wörtlichen Verständnis biblischer Zahlenangaben (spez. 1Kön 6,1), oder die Mitte des 13. Jh.
Archäologische Ausgrabungen haben ergeben, dass einige Städte im zentralen Gebiet von Kanaan einmal in der Mitte oder gegen Ende des 13. Jh. v.Chr. zerstört worden sind. Bei genauerer Betrachtung ergibt die Archäologie aber ein komplexeres und weniger eindeutiges Bild. Der biblische Text spricht außerdem davon, dass die meisten Städte bei ihrer Einnahme gar nicht zerstört wurden (Dtn 6,10–11; Jos 11,13; 24:13). Demnach wären die Spuren der Zerstörung bei einigen Städten eher mit Ereignissen der Richterzeit in Verbindung zu bringen als mit der Landnahme. In Tell El Amarna hat man ein Archiv von Briefen gefunden, von denen einige Briefe kanaanäischer Stadtkönige an den Pharao Echnaton (1379–1362 v.Chr.) sind, die sich von einer Gruppe namens „Apiru“ bedroht sehen. Auch wenn die Apiru nicht einfach mit den „ibri“ (Hebräern) identifiziert werden können, deutet doch einiges darauf hin, dass die in den Amarnabriefen geschilderten Auseinandersetzungen diejenigen sind, die durch die Israelitische Landnahme verursacht wurden – jedenfalls sofern die frühe Datierung für die Landnahme vorausgesetzt ist.
–> Vorlesung Geschichte Israels
Gattung und literarischer Aufbau
Gattung: historisch-theologische Erzählung
Aufbau des Buches nach H. Koorevaar, De Opbouw van het boek Jozua, Heverlee: Centrum voor Bijbelse Vorming België, 1990).
- Drei einleitende göttliche Aufträge: den Jordan überqueren (1,1–9), das Land einnehmen (5,13–6,5), das Land verteilen (13,1–7).
- Drei entsprechende abschließende Texte: Jordan ist überquert, Feier des Passah (5,1–12); Liste der eingenommenen Gebiete und besiegten Könige (11,16–12,24); das Land ist in Besitz genommen, Gott hat alle seine Verheißungen erfüllt (21,43–45).
- Vierter Hauptteil: nicht von einem göttlichen Auftrag eingeleitet, sondern Antwort der Menschen auf Gottes Handeln, in Form einer Bundeserneuerung. Abschließende Passage: 24,29–33.
Den vier Hauptteilen des Buches lassen sich außerdem vier häufig benutzte Schlüsselwörter zuordnen:
- cavar „überqueren“ –> den Jordan überqueren, um das Land zu betreten (1,1–5,12)
- laqach „nehmen“ –> das Land einnehmen (5,13–12,24)
- chalaq „teilen“ –> das Land verteilen (Kap. 13–21)
- cavad „dienen“ –> dem HERRN dienen (Kap. 22–24)
Die Einnahme Kanaans – ein „heiliger Krieg“?
Das Buch Josua ist über weite Strecken Kriegsberichterstattung. Besonders problematisch für heutige Leser erscheint, dass der Überfall eines Volkes auf ein friedliches Land als positiv und gar als Krieg im Auftrag Gottes dargestellt wird. (Ein Konzept des „Heiligen Krieges“ im engeren Sinne gibt es im AT jedoch nicht.) Während Israel beim Exodus noch alle Sympathien auf seiner Seite hat, ist der Akt der Landnahme mit Verdrängung der vorher dort lebenden Bevölkerung wesentlich problematischer.
Nach dem biblischen Selbstverständnis liegt die Ursache für diese Art von Ereignissen begründet im Zorn Gottes über menschliche Sündhaftigkeit. Gott gesteht Menschen und Völkern Zeiten zu, in denen sie nach ihrem Willen Gutes oder Böses tun dürfen. Doch weil Gott ein Gott des Rechts ist und der Schöpfer und Eigentümer der Erde, kann und darf es nicht sein, dass Unrecht auf Dauer ungestraft davonkommt. Daher macht er dem bösen Tun ein Ende, wenn die Zeit dafür gekommen ist. (Sintflut, Sodom und Gomorra). Auch wenn das Töten von Menschen in der Bibel grundsätzlich verurteilt wird, setzt Gott auch Kriege ein, um Gericht auszuüben. So werden z.B. die Babylonier, indem sie Jerusalem erobern, zu Gottes Werkzeug des Gerichts über Israel.
In derselben Linie wird auch die Vertreibung der Kanaanäer durch Israel gedeutet. So wird Abraham in Gen 15,16 mitgeteilt, dass Kanaan erst in einigen Generationen eingenommen würde, mit der Begründung: „denn noch hat die Schuld der Amoriter nicht ihr volles Maß erreicht“. In Dtn 9,4–6 wird betont, dass Israel das Land der Kanaaniter nicht erhält, weil die Israeliten besonders gerecht wären, sondern „wegen der Gottlosigkeit dieser Nationen“; und in Dtn 18,9–12 werden die sündigen Praktiken der Völker näher bestimmt: „der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, der Losorakel befragt, Wolken deutet, aus dem Becher weissagt, zaubert, Gebetsbeschwörungen hersagt oder Totengeister befragt, ein Hellseher, einer, der Verstorbene um Rat fragt.“
Bei der Einnahme des Landes kommen die Faktoren der Landverheißung an Abraham, der Notwendigkeit für Israel, nach dem Auszug aus Ägypten ein Land zu finden und das Gericht über die Kanaanäer zusammen. Theologen betonen, dass es sich dabei um ein singuläres und abgeschlossenes Ereignis handelt, das mit keinem anderen Kriegsgeschehen in biblischer oder heutiger Zeit vergleichbar ist. Dennoch bleibt die Landnahme und ihre Bewertung in den biblischen Texten ein aus heutiger Sicht problematisches Thema.
Von besonderer theologischer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die erste Einwohnerin Kanaans, die mit den Israeliten in Berührung kommt, nicht getötet wird, sondern Barmherzigkeit erfährt, nämlich die Prostituierte Rahab. Zugutegehalten wird ihr nicht nur der Verdienst, die israelitischen Spione geschützt zu haben, sondern vielmehr noch ihr Bekenntnis zum wahren Gott (2,11). Die Kanaanäerin Rahab wird zum Zeichen dafür, dass auch im Angesicht des Gerichts der Weg der Umkehr zu Gott offen bleibt.
1. Den Jordan überqueren (Jos 1,1 – 5,12)
Der Durchzug durch den Jordan, der im ersten Hauptteil ausführlich berichtet wird, in von großer symbolischer Bedeutung und markiert den Übergang von der Verheißung zur Erfüllung. Wie beim Durchzug durch das Schilfmeer beim Verlassen Kanaans lässt Gott auch beim Überqueren des Jordans das Flutbett auf wundersame Weise trocken werden. Dabei dient die Bundeslade als Symbol der Anwesenheit Gottes. Dadurch, dass unter Josua ein ähnliches Wunder passiert wie unter Mose, macht Gott dem Volk deutlich, dass er genauso mit Josua ist, wie er vorher mit Mose gewesen ist.
Das Passahfest nach der Überquerung des Jordans lässt sich ebenfalls mit dem Auszug aus Ägypten in Bezug bringen, bei dem es zum ersten Mal gefeiert wurde. Beschneidung und Passafest dienen auch der kultischen Vorbereitung auf die Einnahme Kanaans als Volk Gottes.
2. Das Land einnehmen (Jos 5,13 – 12,24)
Das Land Kanaan hätte auf kürzerem Weg direkt von der südlichen Wüste kommend von Süd nach Nord erfolgen können. Mose und Josua wählten jedoch den Weg von Osten her. Dazu wurde zunächst, noch unter Mose, das nur dünn besiedelte Territorium östlich des Jordans eingenommen. Danach überquert das Volk den Jordan und uns zieht nach Westen. Auf diese Weise wird das kanaanäische Kernland in einen südlichen und nördlichen Teil getrennt. Die beiden Teile werden dann nacheinander eingenommen.
Das erste Hindernis nach der Überquerung des Jordans bildet die strategisch wichtige Festung Jericho. Die Einnahme ist beschrieben weniger als ein militärisches, sondern eher als ein kultisches Ereignis. Die Stadt wird Gott geweiht, er selbst bringt die Festungsmauern zum Einsturz. Daher gehört auch die gesamte Beute der Stadt ihm allein. Der biblische Sprachgebrauch dafür ist der „Bann“. Es handelt sich dabei jedoch nicht um ein spezielles Element einer biblischen Theologie des „heiligen Krieges“, sondern um eine Vorstellung, die in Israels Umwelt allgemein verbreitet war, wie Texte aus Mari, Ägypten, Assyrien und Moab (vom 18. bis zum 9. Jh. v.Chr.) belegen. Es ging darum, dass die eroberte Stadt vollständig dem eigenen Gott geweiht wurde, der die Eroberung möglich gemacht hatte.
Die weitergehende biblische Begründung für diese heute schwer zugängliche Vorstellung ist das göttliche Gericht über die Schuld der Kanaanäer, wie oben dargelegt.
Die archäologischen Gesichtspunkte der Einnahme Jerichos (Josua 6) werden kontrovers diskutiert. Der britische Archäologe John Garstang, der die Stadt zwischen 1930 und 1936 ausgrub, stellte fest, dass die Stadt durch eine Feuersbrunst zerstört worden war und ein Teil der Stadtmauer umgestürzt war. Die Datierung dieses Ereignisses ist aber umstritten. John Garstang setzte das Datum 1400 v.Chr. an, was der biblischen Darstellung entspricht. Spätere Untersuchungen durch die Archäologin Kathleen Kenyon legten hingegen eine Zerstörung um 1550 v.Chr. nahe. Zwischen 1550 and 1200 sei Jericho überhaupt nicht besiedelt gewesen. Auch diese Position ist heute wieder umstritten. Leider hat die Ausgrabungsstätte zuerst sehr unter unwissenschaftlichen Ausgrabungsmethoden und später unter der Zerstörung durch das Wetter gelitten, so dass zuverlässige Ergebnisse wohl nicht mehr zu erwarten sind.
Der Name der Stadt Ai bedeutet „Ruine“. Nach archäologischen Erkenntnissen war die Stadt zwischen 2400 und 1200 v.Chr. überhaupt nicht bewohnt. Dennoch berichtet Josua 8 von der Einnahme Ais. Eine plausible Erklärung ist die, dass Ai zur Zeit Josuas tatsächlich nicht bewohnt war, aber als Fliehburg für die Bewohner der umliegenden Ortschaften diente. Noch heute stehen Ais Mauern beinahe sieben Meter hoch, die Verteidigungsanlagen waren bis zu acht Meter breit. Josua musste das feindliche Heer mit einer Finte dazu bewegen, Ai zu verlassen, um angreifen zu können.
Die dritte Stadt, die Josua nach dem biblischen Bericht vernichtete und verbrannte, war Hazor (Josua 11). Hazor war eine sehr viel besiedelte Stadt. Vom 29. Jh. bis zum 2. Jh. v.Chr. hat man 21 Besiedelungsepochen identifiziert. Der Archäologe Yigael Yadin identifizierte eine Besiedelungsschicht, die einem großen Brand zum Opfer fiel. Er datierte dieses Ereignis zunächst auf 1400 v.Chr., änderte später aber die Datierung auf das 13. Jh. Eine Reihe von Wissenschaftlern hält jedoch das ursprüngliche Datum für das richtige.
–> Geschichte Israels
3. Das Land verteilen (Jos 13–21)
Durch das gesamte Buch Josua zieht sich eine Spannung, was die Einnahme des Landes betrifft. Texte, die eine schnelle und vollständige Einnahme des Landes implizieren, stehen neben solchen, die von einer langwierigen und unvollständigen Eroberung sprechen. Zwei Gründe sind dafür anzuführen.
- Zwei historische Phasen: Historisch ist zu unterscheiden zwischen dem einleitendem Kriegszug unter Josua, bei dem es darum ging, die Macht der kanaanäischen Stadtkönigtümer zu brechen, nicht aber, das ganze Land einzunehmen. Dieser einleitende Kriegszug dauerte wahrscheinlich etwa sieben Jahre. Die Armee zog dabei von Ort zu Ort, die eroberten Städte wurden noch nicht dauerhaft besetzt. In der zweiten Phase der Landnahme ging es darum, das militärisch gesicherte Land nun auch tatsächlich einzunehmen. Dies gelang den einzelnen Stämmen unterschiedlich gut. An vielen Orten entstanden Konflikte, die teilweise Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte anhielten, wie das Richterbuch und wahrscheinlich die in El Amarna gefundene Korrespondenz kanaanäischer Könige mit dem ägyptischen Pharao Echnaton zeigen.
- Zwei theologische Perspektiven: Es ist die erste Absicht des Textes zu zeigen, dass Gott seine Verheißung des Landes an Abraham vollständig wahrgemacht hat (21,43–45). Gleichzeitig soll aber auch gezeigt werden, dass wenn aufgrund menschlicher Sünde die Einnahme nicht vollständig gelang, die verbleibenden Kanaanäer von Gott zur ständigen Versuchung Israels gesetzt wurden (23,12–13) – eine Thematik, die im Richterbuch weiter entfaltet werden wird. So wird ein und dieselbe Thematik aus zwei unterschiedlichen theologischen Blickwinkeln gesehen, einmal unter dem Blickwinkel des göttlichen Segens, einmal unter dem des durch menschliche Sünde dazukommenden Fluches.
Der Hauptteil, der sich mit der Verteilung des Landes befasst, ist in sich konzentrisch aufgebaut.
- Abschnitte am Anfang und am Ende des Textes befassen sich mit den besonderen Fällen der Landverteilung: Die Ostjordanstämme (13,8–33) sowie die Städte für die Leviten (20–21). Darin eingeschlossen ist die Verteilung des kanaanäischen Kernlandes an die zwölf Stämme (14–19).
- Begonnen wird allerdings mit dem Erbteil einer Einzelperson, nämlich Kaleb (14,6–15). Ihm gegenüber steht am Ende das Erbteil Josuas (19,49–51). Kaleb and Josua waren die beiden Spione, die das Volk zur Einnahme des Landes ermutigt hatten, während die anderen zehn Spione Gottes Verheißung misstraut hatten und Angst und Misstrauen gesät hatten. Die beiden werden auf diese Weise besonders geehrt.
- Darin eingeschlossen ist der Bericht von der Landverteilung an die einzelnen Stämme. Dabei werden zunächst die drei großen Stämme Juda, Ephraim und Manasse bedacht (15–17), anschließend die restlichen sieben Stämme (18,11–19,48).
- Zwischen den beiden Blöcken und somit im Zentrum des gesamten Hauptteils befindet sich der Bericht von der Errichtung der Stiftshütte in Silo und ein zusammenfassender Bericht zur Landverteilung, der nicht nur die noch fehlenden sieben Stämme behandelt, sondern auch Juda, Joseph (=Ephraim und Manasse), die Stämme im Ostjordanland und die Levitenstädte nennt und somit den Inhalt des gesamten Hauptteils zusammenfassend umgreift (18,1–10).
- Die Errichtung der Stiftshütte wird nur in einem einzigen Vers erwähnt (18,1), die literarische Zentralstellung des Verses lenkt den Blick aber auf seine übergreifende theologische Bedeutung hin: Bei den Segensverheißungen in Lev 26,1–13 bildet die Zusage Gottes, „Ich schlage meine Wohnstätte in eurer Mitte auf“ den Spitzensatz. Die Verheißung, dass Gott inmitten seines Volkes wohnen will, erfüllt sich in einer konkreten Weise durch die Errichtung der Stiftshütte. Viel mehr noch als um die Landverteilung an sich geht es also um die Gemeinschaft zwischen Gott und seinem Volk, die in der Stiftshütte ihren sichtbaren Ausdruck findet.
4. Dem HERRN dienen (Jos 22–24)
Der Beinahe-Krieg zwischen den Stämmen westlich und östlich des Jordans zeigt die Zerbrechlichkeit der Nation auf. Als einende Mitte wird aber das Bekenntnis zu Gott gefunden. Der Altar am Jordan soll Zeugnis dafür sein dass “JHWH Gott ist” (22,34).
Das Bekenntnis zu Gott und das Festhalten an seinem Bund ist auch die Thematik, die die letzten beiden Kapitel bestimmt. Josuas Abschiedsrede und Bundesschluss ist in vieler Hinsicht mit der Abschiedsrede des Mose und dem Bundesschluss in Dtn vergleichbar. Josua zeigt auf, dass der im Mosebund angekündigte Segen nun voll eingetroffen ist, und er warnt davor, dass auch der Fluch eintreffen könnte, wenn Israel Gott ungehorsam wird. Eine Andeutung dafür findet sich in 24,31, wo abschließend gesagt wird: „Israel aber diente dem Herrn, solange Josua lebte und solange die Ältesten am Leben waren, die Josua überlebten und alles wussten, was der Herr für Israel getan hatte.“ Was danach passierte, bleibt hier noch unausgesprochen, da das Josuabuch den Akzent auf das Eintreffen des Segens legt.