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Eine Webseite von Julius Steinberg,
Professor für Altes Testament
an der Theologischen Hochschule Ewersbach

Die Hebräische Bibel / Das Alte Testament

Zur Anordnung der biblischen Schriften

Das Alte Testament ist hier nicht in der für christliche Leserinnen und Leser gewohnten Reihenfolge dargestellt, sondern folgt dem Aufbau des jüdischen Bibelkanons.

Die Grundeinteilung der jüdischen Bibel in Weisung, Propheten und Schriften (hebräisch Tora, Neviim und Ketuvim, Kurzform TaNaK) ist nicht nur weit verbreitet, sondern auch sehr alt. Zum ersten Mal ist sie um 130 v.Chr. belegt.

Für die genaue Abfolge der biblischen Schriften findet sich eine Textstelle im Babylonischen Talmud (Abschnitt „Baba Bathra“, S. 14b). Die Stelle beruft sich auf die Autorität der alten Rabbanan (Rabbis) und stammt aus dem 2. Jh. n.Chr. Es handelt sich damit um die älteste von jüdischer Seite autorisierte Anordnung der biblischen Schriften.

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Bibelanordnungen im Vergleich - die "griechische" Ordnung

Die „griechische“ Ordnung ist die in den heutigen katholischen und protestantischen Bibeln verwendete Ordnung der Bücher. Sie entstammt der Ordnung der Septuaginta (LXX, alte griechische Übersetzung der Hebräischen Bibel) und wurde weiter vermittelt über die Vulgata (lateinische Übersetzung). Die Anordnungslogik:
  1. Sortierung der Bücher nach Gattung: Dadurch entsteht die Grundstruktur Geschichtsbücher, Lehrbücher/poetische Bücher, Prophetenbücher. Die drei Blöcke können auch im Sinne von Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft verstanden werden.
  2. Sortierung der Bücher nach Chronologie: Die einzelnen Blöcke sind in sich chronologisch geordnet. Bei den erzählenden Bücher orientiert sich die Sortierung nach dem letzten in einem Buch berichteten Ereignis. Bei den poetischen Büchern gilt Hiob als das älteste Buch, weil die Handlung in einer Zeit vor dem mosaischen Gesetz spielt. Die Psalmen sind David zugeordnet, die Weisheitsbücher seinem Sohn Salomo. Bei den Propheten ist zu berücksichtigen, dass die zwölf kleinen Propheten schon früh als ein Buch behandelt wurden und deshalb als Ganzes den letzten Platz in der Anordnung annehmen (Datierung von Maleachi aus).
Die Anordnung folgt also einer formalen Logik. Über die inneren Zusammenhänge zwischen den Büchern sagt die „griechische“ Ordnung nichts aus. Die Handschriften der Septuaginta sind allerdings selber in der Anordnung der Bücher nicht einheitlich. Oft sind der zweite und der dritte Block (Lehrbücher und Propheten) vertauscht. Die Bücher, die nicht Teil der jüdischen und protestantischen Bibel sind, aber in der LXX überliefert wurden und zum erweiterten Kanon der katholischen Kirche gehören (deuterokanonische Schriften), sind in den Kanonlisten der Kirchenväter und in den alten Handschriften unterschiedlich angeordnet:
  1. Entweder nach ihren Gattungen und ihrer Chronologie zwischen den kanonischen Büchern einsortiert,
  2. oder in jedem der drei Blöcke jeweils separat im Anschluss an die kanonischen Bücher, um ihre geringere Bedeutung anzuzeigen,
  3. oder gesammelt in einem eigenen, vierten Block, ebenfalls entsprechend ihrer geringeren Bedeutung.

Die Ordnung der Hebräischen Bibel

Das christliche Alte Testament ist im Grundbestand deckungsgleich mit der Bibel der jüdischen Glaubensgemeinschaften. Die Schriften der jüdischen Bibel wurden zuerst auf Hebräisch (und an einzelnen Stellen auf Aramäisch) verfasst. Die modernen Bibelausgaben verwenden meist den hebräischen/aramäischen Bibeltext als Grundlage ihrer Übersetzung.

Bei der Frage der Anordnung der Bücher hält man sich, wohl aus Gründen der Gewohnheit, weiterhin an die „griechische“ Überlieferung. In der Bibelwissenschaft hat man längst die Vorzüge der hebräischen Kanonordnung erkannt, insbesondere wenn es darum geht, die inneren Beziehungen zwischen den einzelnen Büchern genauer zu bestimmen.

Die hebräische Bibel besteht aus drei bzw. vier Teilen:

1. Die Weisung, hebr. Tora. Gemeint ist die „Weisung Gottes“ bzw. das „Wort Gottes“. Der Begriff wird für die Hebräische Bibel als Ganzes verwendet, oder in seiner speziellen Gebrauchsweise für die fünf Bücher Mose, die das Fundament der hebräischen Bibel bilden. Andere Bezeichnungen: „Mose“, „Gesetz“, Pentateuch („Fünfgefäß“, da die Rollen früher in fünf Tonkrügen aufbewahrt wurden).

2. Die Propheten, hebr. Nevi’im (von navi‘ „Prophet“), unterteilt in:

2a. Vordere Propheten, hebr. Nevi’im rischonim: Es handelt sich um die vier Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige. Sie setzen die Geschichte Israels fort von der Einnahme des verheißenen Landes Kanaan bis zum babylonischen Exil.

Literarisch betrachtet, können die vier Geschichtsbücher eigentlich gut mit den fünf Büchern Mose in einer Gruppe stehen, da diese Bücher insgesamt einen übergreifenden Spannungsbogen bilden – manchmal bezeichnet als die „primary history“ der Hebräischen Bibel.

Die jüdische Tradition hat die vier Geschichtsbücher jedoch von den fünf Büchern Mose getrennt, weil die fünf Bücher Mose als der wichtigste Teil der jüdischen Bibel gilt. Die Geschichtsbücher stehen demgegenüber mit den Propheten auf einer Stufe (daher auch die für uns irritierende Bezeichnung „Vordere Propheten“).

2b. Hintere Propheten, hebr. Nevi’im acharonim: die Schriftpropheten wie in der protestantischen Bibel, mit zwei Ausnahmen: die Bücher Daniel und Klagelieder zählen nicht zu den Neviim.

Bei den drei großen Propheten haben unter den alten Manuskripten (vor der Erfindung des Buchdrucks) zwei Drittel aller Manuskripte die Reihenfolge Jesaja, Jeremia, Hesekiel, ein Drittel aber die Reihenfolge Jeremia, Hesekiel, Jesaja. Zu diesem Drittel gehört auch die Angabe über die Buchreihenfolge im babylonischen Talmud (Traktat Baba Bathra 14b), die älteste autorisierte Quelle über den Aufbau der Bibel.

3. Die „Schriften“, hebr. Ketuvim (von katav „schreiben“): Hier sind recht unterschiedliche Schriften gesammelt, die in der Tradition auch in unterschiedlichen Reihenfolgen vorliegen. Oben in der Grafik ist die Buchreihenfolge nach dem babylonischen Talmud (Traktat Baba Bathra 14b) gewählt. Es handelt sich um die älteste autorisierte Quelle über den Aufbau der Bibel. Die Interpretation der Anordnung der „Schriften“ folgt der Studie von Steinberg, „Die Ketuvim: Ihr Aufbau und ihre Botschaft“.

Fünf Bücher der „Schriften“ sind in der jüdischen Liturgie von besonderer Bedeutung, da sie jeweils an einem bestimmten Festtag vollständig vorgelesen wurden. Es handelt sich um die Bücher Ruth, Esther, Klagelieder, Hoheslied und Prediger, die in diesem Zusammenhang auch die „fünf Megillot“ genannt werden.

Diese liturgische Tradition ist im wahrscheinlich im frühen Mittelalter entstanden und hat sich dann auch auf die Bibelhandschriften ausgewirkt. So haben heutige jüdische Bibeln die fünf Megillot oft in einem Block. Dies gilt auch für die älteste vollständig erhaltene Bibelhandschrift, den Codex Leningradensis.

 

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